Erklärung von zwei Qurân-Versen

19-9-2023 | IslamWeb

Frage:

Seit einiger Zeit suche ich eine Erklärung für die Auslegung von zwei Qurân-Versen. Bitte erklären Sie mir diese:
1) In vielen Versen findet man den Ausdruck „ein Paradiesgarten, dessen Breite die Himmel und die Erde ist“. Doch wir wissen, dass die Erde im Vergleich zu den sieben Himmeln fast nichts ist. Wieso wird hier zwischen den Himmeln und der Erde verbunden? 2) „Heute werden Wir sie vergessen, so wie sie die Begegnung mit diesem ihrem Tag vergaßen“ (Sûra 7:51). Was bedeutet hier „vergessen“?

Antwort:

 Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!

Allâh, gepriesen ist Er und erhaben, beschreibt die Breite des Paradieses, das Er für die Gottesfürchtigen vorbereitet hat, folgendermaßen: „(...) und (wetteifert zu) einem Paradiesgarten, dessen Breite wie die Breite der Himmel und der Erde ist“ (Sûra 57:21). Das bedeutet, dass die Breite des Paradieses wie die Breite der verschiedenen Himmel und Erden ist, wenn man sie zusammennimmt. Ibn Dscharîr At-Tabarî berichtet von As-Suddî und dieser von Ibn Abbâs: „Keiner kennt dessen Breite (des Paradieses) außer Allâh. Er beschreibt dessen Breite, in dem Er es mit den Himmeln und der Erde in ihrer Weite und Gewaltigkeit vergleicht.“

Al-Qurtubî sagte: „Da das Paradies in seiner Weite und Ausbreitung äußerst gewaltig ist, passt es gut, wenn es mit der Weite der Himmel und der Erde beschrieben wird. Damit ist aber keine genaue Bestimmung der Breite gemeint, sondern das Weiteste, was ihr je gesehen habt, wird als Gleichnis eingesetzt“ (Zitat leicht gekürzt).

Allâh, gepriesen sei Er, stellt hiermit einen Vergleich auf mit dem, was man an gewaltigen erschaffenen Objekten sehen kann. Und die Himmel und die Erde sind das gewaltigste, was wir vom Erschaffenen Allâhs in diesem Universum beobachten können. Darüber hinaus gibt es noch Weiteres, das gewaltiger ist. Im Hadîth von Abû Dharr (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) heißt es, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Die sieben Himmel und die sieben Erden sind im Vergleich zum Kursî (Thronschemel) wie ein Dirham (Münze), der in eine Wüste geworfen wurde. Und der Kursî ist im Vergleich zum Thron wie ein Ring, der in eine Wüste geworfen wurde.“

Diese erschaffenen Objekte sind also noch gewaltiger als die Himmel und die Erde. Doch Allâh, gepriesen ist Er und erhaben, hat das Gleichnis mit etwas Sichtbarem geprägt, damit sich die äußere Form im menschlichen Geist der Bedeutung annähert. Ebenso vergleicht Er (an anderer Stelle) Sein Licht (und wie er die Menschen erleuchtet; AdÜ) mit einem Gleichnis: „Das Gleichnis Seines Lichtes ist das einer Nische, in der eine Lampe ist“ (Sûra 24:34). Abû Tammâm sagte hierüber in einem Gedicht: „Wundert euch nicht, wie ich ihn (d. h. eine best. Person) mit etwas Niedrigem vergleiche – mit einem Gleichnis von Großzügigkeit und Arroganz. Denn Allâh hat noch weit Niedrigeres mit Seinem Licht verglichen – mit dem Licht einer Nische und einer Lampe.“

Hier liegt kein Widerspruch vor. Der Qurân-Vers verbindet die Breite der Himmel und der Erde. Gemeint ist, dass die Breite des Paradieses so wie bei beiden ist, wenn man sie zusammennimmt. Das sollte eigentlich kein Problem darstellen, höchstens falls man den Vergleich der Breite des Paradieses mit den Himmeln in diesem Vers dem Vergleich in einem anderen Vers gegenüberstellt, wo die Breite des Paradieses mit mehreren Erden verglichen wird. Doch wie von uns dargestellt, gibt es hierfür keinen Grund.

Zum zweiten Vers der Frage: „Heute werden Wir sie vergessen, so wie sie die Begegnung mit diesem ihrem Tag vergaßen“ (Sûra 7:51). Gemeint ist: Wir lassen sie im Feuer und vergessen, wie sie bestraft werden, so wie sie selbst das Treffen (mit Allâh) an diesem Tage vergessen haben und nichts davon wissen wollten. So wird es von Ibn Dscharîr At-Tabarî unter Berufung auf Mudschâhid berichtet. Hier liegt eine Schwierigkeit im Ausdruck vor, was jedoch im Arabischen üblich ist. Es ähnelt dem Gedicht des Dschahdha Al-Barmakî: „Leute wollten Wein trinken. Da schickten sie ihren Boten eigens zu mir. Sie sprachen: Schlag vor, was wir kochen können. Ich sprach zu ihnen: Kocht mir einen Umhang und ein Hemd.“

Da die (im Qurân-Vers) erwähnten Menschen das Versprechen Allâhs und das Treffen mit Ihm vergessen und sich nicht darauf vorbereitet hatten, behandelte sie Allâh, gepriesen ist Er und erhaben, so wie sie gehandelt haben. Er „vergisst“ sie bei der Bestrafung und lässt sie dort. Der Ausgleich für sie entspricht ihren Taten. Doch der Ausdruck „vergessen“ darf nicht auf Allâh in absoluter (bzw. kontextloser; AdÜ) Bedeutung verwendet werden, sondern nur in der Form, wie sie erwähnt wurde. Genauso ist es bei den Ausdrücken „List“ und „Ränke“ (Kaid, Makr) im Worte Allâhs: „Sie wenden eine List an, und Ich wende eine List an“ (Sûra 86:15-16). Dies ist auch der Fall bei anderen Ausdrücken, die nicht lobenswert und keine Eigenschaft der Vollkommenheit ausdrücken würden, wenn man sie losgelöst verwendet. So haben es die Gelehrten im Rahmen der Thematik „Namen und Eigenschaften Allâhs“ dargestellt.

Und Allâh weiß es am besten!

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