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Imām Muhammad ibn Sīrīn – Teil 2

Imām Muhammad ibn Sīrīn – Teil 2

Rechtschaffenheit gegenüber seiner Mutter

Die Geschichte der Prophetengefährten und Tâbi‘ûn ist voll mit Beispielen von Leuten, die sich besonders rechtschaffen gegenüber ihren Müttern verhielten. Darunter ist auch Ibn Sîrîn (Allâh erbarme sich seiner). Wie handelte er ihr gegenüber und wie beschenkte er sie?

Er war gütig und demütig und senkte die Flügel der Bescheidenheit und Barmherzigkeit vor ihr. Nicht redete er und kein Laut war von ihm in ihrer Gegenwart zu hören, außer dass dies in Zurückhaltung und Unterwürfigkeit geschah.

Seine Mutter hieß Safiyya und sie war die freigelassene Sklavin von Abû Bakr As-Siddîq (möge Allâh mit ihm zufrieden sein). Drei der Frauen des Propheten haben sie gelobt und für sie gebetet. Von den Prophetengefährten, die in Badr gekämpft hatten, waren 18 bei ihrer Hochzeit anwesend, darunter Ubai ibn Kab, der das Bittgebet sprach, während die anderen Âmîn (Amen) sagten.

Hischâm ibn Hassân sagte: Einer aus der Familie von Sîrîn erzählte mir: „Nie hörte ich Muhammad ibn Sîrîn mit seiner Mutter sprechen, außer dass es in einem flehenden Ton geschah.

Ibn Aun sagte: „Ein Mann kam zu Muhammad, während seine Mutter bei ihm war, und er fragte: ‚Was ist mit Muhammad, beschwert er sich über etwas?‘ Die Leute antworteten: ‚Nein, aber so ist er immer, wenn er bei seiner Mutter ist.‘“

Über sein gütiges Verhalten zu seiner Mutter wird berichtet, dass er für sie die weichsten Kleider kaufte. Wenn das Fest nahte, färbte er für sie Kleider. Ad-Dhahabî erwähnt in „Siyar Alâm An-Nubalâ“, dass Hafsa bint Sîrîn erzählte: „Die Mutter von Muhammad stammte aus dem Hidschâz und mochte gefärbte Kleidung. Wenn Muhammad ihr Kleider kaufte, so wählte er das Weichste an Kleidung, das er finden konnte. Wenn das Fest kam, färbte er Kleidung für sie. Nie hörte ich, wie er seine Stimme in ihrer Gegenwart erhob. Wenn er mit ihr redete, lauschte er stets auf sie.“

Als Reaktion auf eine Tat erfolgt die Vergeltung durch eine ähnliche Tat, und Allâh versorgte Ibn Sîrîn mit der Rechtschaffenheit seines Sohnes Abdullâh. Dieser Abdullâh ibn Muhammad ibn Sîrîn erzählte: „Als ich für die Schulden meines Vaters bürgte, sagte er mir: ‚Erfülle es‘, worauf ich sagte, dass ich sie begleichen werde.“ Sein Sohn versprach, die Schuld für ihn auszugleichen, und das ist eine der größten Formen von Güte (gegenüber den Eltern). Daher betete er für ihn um Gutes. Abdullâh bezahlte für ihn 30.000 Dirham. Sein Lebensunterhalt wurde gesegnet, weil er seinen Vater ehrte und seine Schuld bezahlte.

 

Imâm Ibn Sîrîn und Traumdeutung

Die Fähigkeit, Träume zu deuten, ist eine Gabe, die Allâh unter Seinen Anbetern schenkt, wem Er will. Dieses Wissen hängt von Intuition, Intelligenz und der Berücksichtigung des Zustandes des Traumdeuters ab. Ein Deuter hat zahlreiche Möglichkeiten, zu diesen Interpretationen zu gelangen. Dies hängt ab von seinem Wissen, aber auch von seinem Scharfsinn und seiner Religiosität und wie sehr ihm Offenheit für dieses Wissen geschenkt wurde. Allâh leitet, wen Er will, auf einen geraden Weg. Die Deutung desselben Traumes kann sich von einem zum anderem unterscheiden, je nach den Merkmalen, die diesen Traum begleiten und je nach dem Zustand und den Eigenschaften der betreffenden Person. Sich in der Traumdeutung allein auf Bücher zu verlassen, reicht nicht aus.

Muhammad ibn Sîrîn (Allâh erbarme sich seiner) wurde Wissen und Verständnis der Deutung von Träumen und Ereignissen gegeben. Ad-Dhahabî (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Über Ibn Sîrîn wird so viel Erstaunliches berichtet, dass es zu lang wäre, alles niederzuschreiben. All das erlangte er durch göttliche Unterstützung.“

Beispiele:

Ein Mann kam zu ihm und sagte: „Ich sah (im Traum), dass ich den Gebetsruf lese.“ Darauf sagte er: „Deine Absicht ist es, zu stehlen.“ Ein anderer Mann kam zu ihm und befragte ihn nach demselben Traum, während der erste Mann daneben stand. Ibn Sîrîn sagte: „Du wirst auf Pilgerreise gehen.“ Die Leute, die dabei saßen, fragten ihn: „Worin soll der Unterschied bestehen, wo sie doch den gleichen Traum hatten?“ Er sagte: „Ich sah die erste Person, und er hatte einen bösen Gesichtsausdruck. Daher interpretierte ich den Traum durch das Wort Allâhs: ‚Hierauf rief ein Rufer aus: ‚Ihr (da, von der) Karawane, ihr seid fürwahr Diebe‘ (Sûra 12:70). Bei der zweiten Person sah ich Anzeichen von Gutem an ihr, und so deutete ich mit den Worten des Allmächtigen: ‚Und rufe unter den Menschen die Pilgerfahrt aus‘ (Sûra 22:27).“

Ein Mann sprach zu Ibn Sîrîn: „Ich sah mich, wie ich einen Acker bebaute, auf dem nichts gedeihte.“ Ibn Sîrîn antwortete: „Du wirst dich von deiner Frau trennen.“

Ein anderer sagte: „Ich sah mich zwischen Himmel und Erde fliegen.“ Darauf sprach er: „Du bist jemand mit großen Wünschen.“

Von Mughîra ibn Hafs heißt es: „Ibn Sîrîn wurde gefragt, und jemand sagte: ‚Ich sah, wie der Orion die Plejaden überholte.‘ Da sagte er: ‚Dieser Hasan (siehe unten) wird vor mir sterben. Dann werde ich ihm folgen, und er wird höher und erhabener an Rang sein als ich.‘“

Sein Tod

Ibn Sîrîn starb in Basra am 9. Schawwâl des Jahres 110 a. H. im Alter von 77 Jahren. Dies war hundert Tage nach dem Tod von Al-Hasan Al-Basrî, und sein Grab befindet sich neben seinem in Basra.

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