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Islâm und Moderne - Teil 9: Glaubwürdigkeit und Autorität der islâmischen Wertordnung

Islâm und Moderne - Teil 9: Glaubwürdigkeit und Autorität der islâmischen Wertordnung

Glaubwürdigkeit und Autorität der islâmischen Wertordnung

 

Die islâmische Offenbarung, die ihre Autorität durch ihre sprachliche Erhabenheit, historische Unfehlbarkeit, wissenschaftliche Genauigkeit und umfassende Vielfalt gewinnt, so dass sie unter allen Muslimen in jeder Hinsicht unnachahmbar ist, ist durch diese Eigenschaften die erste und wichtigste Quelle der islâmischen Wertordnung. Die sprachliche Unnachahmlichkeit des Qurâns war die erste Herausforderung gegenüber den Arabern, die bis heute gültig geblieben ist.

 

Allâh sagt im Qurân: „Und wenn ihr im Zweifel über das seid, was Wir Unserem Diener offenbart haben, dann bringt doch eine Sûra gleicher Art bei und ruft eure Zeugen außer Allâh an, wenn ihr wahrhaftig seid!“ (Sûra 2:23)

 

„Sag: Wenn sich die Menschen und die Dschinn zusammentäten, um etwas beizubringen, was diesem Qur'an gleich wäre, sie brächten nicht seinesgleichen bei, auch wenn sie einander Beistand leisten würden. (Sûra 17:88)

 

Bis heute konnten die Schriftsteller aller Richtungen dieser Herausforderung nicht entgegenstehen, einen kleinen Textabschnitt in einer ähnlichen Schönheit und in einem Aussagereichtum wie jene des Qurâns verfassen, und sei es in der Größe der kurzesten Sûren. Arabische Dichter und Literaten aller Zeiten haben seit Muhammads  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken Zeit den einmaligen Stil des Qurâns, seine wirkungsvolle Melodie und seine eindrucksvolle Aussagekraft anerkannt. Die erste islâmischc Gemeinschaft, die aus Stämmen der arabischen Halbinsel bestand, war ein sprachlich begabtes Volk.

 

Dichtung und sprachliches Können galten als wichtigste Eigenschaften. Als der Qurân offenbart wurde, haben sie sich über seine sprachliche Perfektion gewundert.

 

Dieses Sprachlich-Wunderbare, Unnachahmbare, das Muhammad zu rezitieren sich anschickte, hat viele völlig überzeugt, dass Muhammad  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken ein Gesandter Gottes ist. Vierzig Jahre lang lebte er unter ihnen, ohne ein Gedicht verfasst zu haben. Wie kommt nun dieser Analphabet in seinem vierzigsten Lebensjahr mit diesem sprachlichen Wunder, das weder wie ihre Gedichte noch wie ihre Prosa klingt und das voller Weisheit und Schönheit ist. 

 

Die normale Sprache Muhammads  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken kannten sie, sie ist auch in den Hadîth-Überlieferungen für die nachfolgenden Generationen erhalten geblieben. Der gewaltige Unterschied zwischen Muhammads Sprache und Gottes Offenbarung, dem Qurân, konnte einem Araber mit geringstern Wissen nicht entgehen. Dieses wundersame und perfekte Buch, dessen sich Muhammad rühmen  könnte, wenn er es selber verfasste - und nicht auf einen anderen zurückgeführt hätte, und sei es auch ein Gott - ist bis heute in seiner Schrift und in seiner Lautung wie im Original erhalten geblieben, ohne jedwede Veränderung oder sprachliche Modifizierung.

 

Das ist eine allen Muslimen - allen voran Arabern - evidente Authentizität, die von Philologen und Historikern nur bestätigt wird und die ihr Bekenntnis zum Islâm rechtfertigt und ihre Überzeugung vom Islâm völlig untermauert. Wenn die erste Pflicht der Glaube ist, so veranlasst der Qurân mit seiner einmaligen Erhabenheit diesen Glauben. Das bedeutet aber nicht, dass die Botschaft des Islâm nur für die Araber bestimmt ist, ganz im Gegenteil spricht der Qurân von Muhammad  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken als Gnade Gottes für alle Welten. Wir sprechen hier lediglich über die sprachliche Seite.

 

Diese Glaubwürdigkeit des Qurâns ist der wichtigste Garant für die göttliche Rechtleitung, die dem Muslim in seinem Glauben und Handeln - wenn er sich damit identifiziert - erwiesen wird. Sie ist auch der Garant und der Beweis der ganzheitlichen islamischen Weltanschauung, was uns hier interessiert. Die meisten Orientalisten konnten ihre unwissenschaftliche Voreingenommenheit gegen den Islâm bzw. gegen den Qurân nicht überwinden und bildeten somit eine Barriere zwischen den Europäern und einem richtigen Islâmverständnis. Ganz wenigen Studien ist es gelungen, den Qurân ohne Vorurteile zu erforschen. Eine dieser wenigen ist Maurice Bucailles Buch „Bibel, Qurân und Wissenschaft“.

 

In diesem Buch hat Bucaille die Bibel und den Qurân aus verschiedenen Aspekten vorwiegend im Lichte der modernen Naturwissenschaften erforscht. Dabei hat er den Qurân nach seiner Authentizität, nach der Geschichte seiner Niederschrift im Vergleich zu dem Alten und Neuen Testament, seinen Berichten über Schöpfung des Himmels und der Erde, Über das Sonnensystem, die Galaxien und Astronomie; seinen Aussagen über die Erde, Meere und Wasserkreislauf, Flora und Fauna, Fortpflanzung des Menschen und Entwicklungsstufen des Embryos im Uterus gründlich mit den neuesten Wissenschaftskenntnissen verglichen.

 

Er hat auch die qurânischen und biblischen Berichte u. a. in Bezug auf die Sintflut und  den israelitischen Auszug unter Mûsâ  Frieden sei auf ihm in geschichtlich-wissenschaftlicher Hinsicht analysiert. Bucaille fasst nach langjährigem Studium zusammen:

 

„In der ersten Auflage dieses Buches habe ich 1976 aus der Gegenüberstellung wissenschaftlicher Fakten mit dem Wortlaut der Schriften Schußfolgerungen vorgestellt, die mich selbst ursprünglich überrascht hatten: der Qurân enthält keine einzige Aussage, die den gesicherten Erkenntnissen unserer Zeit widersprechen würde. Auch lässt er bei den behandelten Themen keinen Raum für Vorstellungen aus der Zeit seiner Entstehung. Er beschreibt im Gegenteil eine große Zahl von Fakten, die erst in jüngster Zeit entdeckt wurden.

 

So konnte ich beispielsweise am 9. November 1976 vor der Medizinischen Akademie einen Vortrag halten über ,Die physiologischen und embryologischen Aussagen des Qurân’. Diese Aussagen sind - wie die zu vielen anderen Themen - menschlich kaum zu erklären, in Anbetracht dessen, was wir über die Geschichte der Naturwissenschaften wissen.“

 

Der Qurân, den Bucaille nach seiner Authentizität als heilige Schrift erforschte und der nach ihm  die ,,Definition eines festen Offenbarungstextes verdient“ ist der Ausgangspunkt der religiösen Überzeugung bei dem Muslim und ist zugleich die Verfassung der islâmischen allgemeinen und einheitlichen Wertordnung. Der Qurân wird seit seiner Entstehung mündlich und schriftlich überliefert. In diesem Zusammenhang ist die Geschichte des Qurâns einmalig; es ist das einzige Buch, das bis heute von vielen Millionen der Muslime auch so auswendig gelernt wird, dass ein auf religiôses Wissen vorzubereitendes Kind ihn als Ganzes im Kopf (Muslime sagen im Herzen) behält und seine Zitate hersagen lernt, ohne das Buch dabei zu haben.

 

Die Lesart ist ein wesentliches Element, ohne dessen Beherrschen der Lernende sich als solchen nicht bezeichnen kann. Die perfektionierte Rezitation des Qurâns, die aus Auswendiglernen und dem genauen mündlichen Vortragen besteht, ist der erste Schritt, sich mit den Qurânwissenschaften zu beschäftigen.

 

Diese beiden Überlieferungsweisen des Qurâns, Lautung und Schrift, werden seit Muhammad von einer Generation zur anderen weitergegeben, so dass jeder Muslim davon ausgeht, dass es hier um das Wort Gottes handelt, das sein Gesandter Muhammad  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken zu sein Lebzeiten verkündet hat.

 

Aufgrund des Qurâns kann der Muslim keinesfalls bezweifeln, dass es einen allmächtigen, barmherzigen und großen Gott gibt, oder dass es Nûh, Ibrâhîm, Mûsa, Yûsuf, Îsâ oder Muhammad gab, die alle Gottes Propheten waren. Kein Muslim wird fragen: gab es wirklich Jesus (arab. Îsâ)? Für den Muslim ist das eine sichere Gewissheit, evidente Wahrheit, die ihre Authentizität von den qurânischen Aussagen hat.

 

Der Muslim glaubt fest an Jesus  Frieden sei auf ihm als Gesandten Gottes, der eine Sonderstellung unter allen Propheten hat, d.i. seine wundersame Geburt, auf Grund des Qurâns, der ihn mit Âdam vergleicht. Darüber hinaus geht die islâmische Auffassung in Bezug auf Jesus davon aus, dass er vor dem Weltende wiedererscheinen wird, um das Unrecht aufzuheben und das Recht wieder zu errichten.  Im Qurân gibt es auch eine Sûra mit dem Titel Maryam (arab. für Maria, Qurân, Sûra 19), die von jedem Muslim besonders geachtet und geliebt wird, denn sie und Jesus sind besondere Zeichen Gottes, von denen der Qurân hervorhebend berichtet.

 

Natürlich kann man die Existenz Jesu historisch belegen, aber für den Muslim hat der Qurân das Thema den Spekulationen der Historiker nicht überlassen, sondern es als Tatsache mit klaren authentischen Aussagen evident versichert. Denn für den Muslim ist eine Glaubenssache, an alle Gesandten Gottes zu glauben. Und ,,die unbedingte Gewissheit des Glaubens verträgt sich nicht mit stets relativen historischern Ergebnissen.“

 

Islâm und Moderne - Teil 8: Dauerhaftigkeit des Glaubens

 

Islâm und Moderne - Teil 10: Im Islâm basiert alles auf dem Glauben

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